Ausgangssituation
Die Region Zentrum/Westen (vermarktet als Region Guttland) ist im Vergleich zu anderen touristischen Regionen des Landes noch relativ unbekannt. War z.B. die Region rundum Mersch noch Anfang des 20. Jahrhunderts das touristische Zentrum des Landes, so ist sie im Laufe der Jahre in Vergessenheit geraten. Der regionale Tourismusverband Zentrum/Westen, die beiden lokalen LEADER Aktionsgruppen und ehrenamtliche Vereine (wie ASIVEMA – der Verbund der Gemeinden und Fremdenverkehrsvereine aus dem Eisch, Mamer und Attertal) arbeiten gemeinsam daran die Region touristisch weiter zu stärken und den Besuchern der Region ein attraktives Angebot zu bieten.
Es gilt zielgruppenspezifische Angebote zu entwickeln, die die Stärken der Region hervorheben und die Region als eine touristische Einheit präsentieren. Da die Region landschaftlich ein großes Potential aufweist und Nachhaltigkeit (somit auch sanfte Mobilität) hier eine große Rolle spielt, eignet die Region sich ideal für eine erfolgreiche Etablierung des aktiven Naturtourismus. Nach der erfolgreichen Umsetzung erster Maßnahmen, um den Fahrradtourismus in der Region zu etablieren, erscheint die Ausweitung dieser Arbeit auf die Wanderwege als sinnvolle Ergänzung.
In einem ersten Schritt wurden alle bereits bestehenden Wanderwege aufgenommen, begangen, dokumentiert und analysiert. Im Rahmen des LEADER-Projektes „WestTrails“ haben die lokalen Aktionsgruppen Atert-Wark und Lëtzebuerg West für ihre Mitgliedsgemeinden eine detaillierte Analyse der Wanderwege erstellt. In den Gemeinden, welche nicht Mitglied einer der beiden lokalen Aktionsgruppen sind, jedoch Mitglied im regionalen Tourismusverband, hat dieser die Begehungen und Analyse übernommen. Die LEADER-Aktionsgruppen und der regionale Tourismusverband wurden bei dieser Arbeit von der ASIVEMA unterstützt.
Während anfänglich die Idee der Entwicklung eines Leading Quality Trails (LQT) im Raum stand, wurde im Rahmen der ersten Vorarbeit, des erstellten Inventares, festgestellt, dass es sinnvoll ist den Schwerpunkt von einer mehrtägigen Etappenwanderung auf kurze Qualitätswege zu verlegen. Aufgrund der hohen Anzahl geteerter Wege (zwecks landwirtschaftlicher Nutzung) ist das Erfüllen der Kriterien des LQT-Labels schwierig. Es bestehen auch bereits einige LQT Wege in Luxemburg im Müllerthal (Mullerthal Trail) und im Éislek (Escapardenne - Eislek Trail & Lee Trail), welche die ideale Topographie für ein solches Angebot aufweisen. Des Weiteren wird das Netz an nationalen Wanderwegen aktuell überarbeitet, so dass weitere hochwertige Etappenwanderwege entstehen.
Im Gegenzug dazu gibt es aktuell noch keine Region deren Fokus auf den kurzen Wanderwegen, beziehungsweise auf Spazierwegen, liegt und die Region Guttland bietet bereits viele kurze, ansprechende Wanderwege, die es aufzuwerten gilt. Auch entspricht die Zielgruppe der kurzen Wege eher der Zielgruppe der Region (Besucher die auf der Suche nach Entschleunigung sind, sei es DINKS -double income no kids - oder Familien mit Kindern).
Da die Nachfrage nach kurzen Wanderwegen (Halbtages- oder Ganztagestouren) steigt, hat der Deutsche Wanderverband ein Qualitätslabel für Wanderwege bis zu 20 km erstellt. Acht häufig gewünschte Thematiken wurden aufgegriffen und pro thematische Ausrichtung ein Kriterienkatalog erstellt. Die acht Thematiken sind Traumtour, Kulturerlebnis, Naturvergnügen, Familienspaß, regionaler Genuss, Komfortwandern, Winterglück und Stadtwanderung. So besteht auch hier die Möglichkeit, die Qualität des Angebotes durch Anwenden dieser Kriterien zu gewährleisten und Themen wie „Familienspaß“, die aktuell bei den regionalen Wanderwegen noch zu selten im Vordergrund stehen, zu fördern.
Bei der jährlichen Tagung des Europäischen Wanderverbandes (ERA – European Ramblers' Association) in Echternach Ende September 2018 wurde auch der Vorschlag bewilligt, dass die Region Guttland mit ihrem Projekt der kurzen Qualitätswanderwege Pilotregion für ein europäisches Label „Leading Quality Daywalks – Best of Europe“ wird.
Ziele
- Erstellen eines neuen touristischen Produktes in Form von kurzen Qualitätswanderwegen in der Region, welches in das Gesamtkonzept des angestrebten Slow Tourism passt und die Region von anderen Regionen unterscheidet
- Sicherstellen der Qualität des Angebotes
- Aufwertung von bestehenden lokalen Wegen
- Erstellung von Informations – und Vermarktungsutensilien
Zielgruppen
- Gemeinden
- Syndikate und Vereine
- Bewohner der beiden LEADER-Regionen und der touristischen Region Guttland
- Gäste der Region (aus dem In- und Ausland)
- Gastbetriebe
Projektbeschreibung
Um den Wandertourismus in der Region erfolgreich zu etablieren muss die bestehende Infrastruktur in ein ansprechendes Produkt verwandelt werden.
Tourenauswahl
Dem Besucher soll ein vielfältiges Angebot an ansprechenden und qualitativen Wegen präsentiert werden. Für die Produktgestaltung ist eine qualitativ hochwertige Auswahl von Wegen Voraussetzung.
Die Tourenauswahl wird sich hauptsächlich auf die lokalen Wege konzentrieren, da die anderen Touren bereits im Rahmen anderer Projekte analysiert und aufgewertet wurden, beziehungsweise werden.
- die CFL-Wege wurden vom Wirtschaftsministerium – Generaldirektion Tourismus und der CFL 2016 überarbeitet,
- die sogenannten „Auto-pédestres“ wurden 2017 in Zusammenarbeit mit dem regionalen Tourismusverband und den LEADER-Aktionsgruppen überarbeitet,
- eine Überarbeitung des nationalen Wegenetzes findet aktuell statt (Laufzeit des Projektes: 2018 bis voraussichtlich 2020).
Es kann Ausnahmen geben, sollten einer der oben genannten Wege sich besonders als kurzer Qualitätsweg eignen und es keine geeigneten lokalen Wege in unmittelbarer Nähe geben, dies jedoch nur in Absprache mit den zuständigen Institutionen.
Ähnlich dem Beispiel der „Nordpfade“ (www.nordpfade.info) in Norddeutschland (4 von 24 Nordpfade haben das Prädikat „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland – traumtour“) soll ein gewisser Prozentsatz der zurückbehaltenen Wege (5 – 10 Wege) die Kriterien der kurzen Qualitätswege des Deutschen Wanderverbandes erfüllen. Im Rahmen des Projektes wird auch mit der Europäischen Wandervereinigung (ERA) Kontakt aufgenommen zwecks des möglichen Erstellens eines europäischen Labels für kurze Qualitätswege (basierend auf den Kriterien des Deutschen Wanderverbandes), für welches die Region Guttland als Pilotregion dienen könnte. Für die weiteren Wege (geplant: 50 Wege), die aufgrund ihrer Attraktivität Teil des Produktes werden sollen, jedoch nicht alle Kriterien erfüllen, werden Mindestkriterien entwickelt.
Die bestehenden Wanderwege dienen als Basis, im Rahmen des Projektes können jedoch Änderungen am Wegeverlauf vorgenommen werden, Wege wegfallen, bestehende Wege zusammengelegt werden oder auch Teilstücke erstellt werden. Auch die Anbindung an das zukünftige nationale Wanderwegenetz muss bedacht werden.
Wegebeschilderung
Die Beschilderung sowie das zukünftige Wegemanagement spielen auch eine wichtige Rolle in diesem Projekt. Die Wegebeschilderung wird sich nach der nationalen Beschilderungssystematik richten, welche im Rahmen der Überarbeitung des nationalen Wanderwegenetzes im Jahre 2019 entwickelt wird. Die Kosten der Wegebeschilderung müssen von den jeweiligen Verantwortlichen getragen werden, wobei der Projektträger eine unterstützende Rolle beim Beantragen von staatlichen Beihilfen übernehmen kann.
Wegepflege
Um die Qualität des Angebotes zu gewährleisten, ist ein effizientes Wegemanagement unabdinglich. Wichtiger Teil des LEADER-Projektes wird somit auch sein, gemeinsam mit den Verantwortlichen die Zuständigkeitsbereiche in der Wegepflege festzulegen und eine regelmäßige Kontrolle der Wege, beziehungsweise ein rasches Beheben von Problemstellen, sicherzustellen.
Vermarktung
Damit die verschiedenen Wege, die nachher Teil des Produktes sind, als ein Ganzes präsentiert werden können, müssen sie in Form einer Dachmarke gebündelt werden. Diese Dachmarke soll ein einheitliches Bild des Angebotes wiederspiegeln und Garant für ein qualitatives Angebot sein. Zum Aufbau der Marke gehört das Erstellen eines Logos, das Festlegen der Markenkommunikation (key words/Glossar), das Erstellen erster Kommunikationsutensilien (Internetseite, Wanderkarte, Tourenbegleiter/Pocket guide, Gadgets… ) sowie Medien- und Pressearbeit.
Eine frühzeitige Einbindung der Tourist Infos und der regionalen Gastbetriebe (Beherbergungsbetriebe, Gastronomiebetriebe, usw.) wird durch die Organisation von Infoveranstaltungen und Workshops angestrebt.
Personalaufwand
Aufgrund des umfangreichen Arbeitspensums im Rahmen dieses Projektes ist die Einstellung einer Person mit einer Beschäftigungsrate von 75% (30 Stunden pro Woche) geplant.
Pilotcharakter
- Erstmalige Anwendung der Kriterien für kurze Qualitätswege außerhalb Deutschlands (ERA-Tagung 2018: Anfrage um zur Pilotregion zu werden)
- Dachmarke für kurze Wege/Spazierwege
Mögliche Partner
Wirtschaftsministerium (DG Tourisme), GIE Luxembourg for Tourism, ASIVEMA, Syndicats d‘Initiative, Gemeinden, Wandervereine und weitere Vereine die im Tourismus aktiv sind, ANF, Ponts & Chaussées, interessierte Privatpersonen