Mertzig4all

Ausgangssituation

Mertzig ist eine dynamische Gemeinde mit starkem Bevölkerungswachstum und politisch frischem Wind. Der Bürgermeister und der Schöffenrat erklärten nach ihrem Antritt die nachhaltige Entwicklung zu „eng Gemeng fir jiddereen“ als eine Priorität. Dazu wollen sie auf Bürgerbeteiligung setzen. Somit dient die Gemeinde Mertzig dem Gemeinwohl und fördert den Zusammenhalt.

Durch den Impuls eines Luxemburger Künstlers wurden die Ideen der Gemeinwohlökonomie zuerst im Mertziger Schöffenrat und dann in der Umweltkommission diskutiert und für gut empfunden. Daraufhin entschied der Schöffenrat die Zertifizierung als Gemeinwohl-Gemeinde in einem partizipativen LEADER-Projekt in Angriff zu nehmen.

Die Gemeinwohlökonomie ist eine internationale Bewegung, die ein neues Wirtschaftsmodell lebt. In der Gemeinwohlökonomie wird Erfolg neu bestimmt. Ein Erfolg ist, wenn ein wirtschaftlicher Akteur (Unternehmen, Gebietskörperschaft) seinen Beitrag zum Gemeinwohl in einem Betrachtungszeitraum erhöht. Der Nachweis zum Gemeinwohlbeitrag steht in der Gemeinwohl-Bilanz. Diese ergänzt die gesetzlich vorgeschriebene finanzielle Berichterstattung wirtschaftlicher Akteure. Ein Akteur trägt zum Gemeinwohl bei, wenn er dieselben Werte gegenüber seinen Berührungsgruppen lebt, die auch zwischenmenschliche Beziehungen gelingen lassen. Diese Werte sind: Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und demokratische Mitbestimmung und Transparenz. Berührungsgruppen sind alle Personen und die Umwelt mit denen ein Akteur in Berührung steht.

Zum Beispiel wird in der Gemeinwohl-Bilanz bewertet, inwiefern Gebietskörperschaften Gemeingüter schaffen und zu deren nachhaltigen Nutzung beitragen. Gemeingüter sind u.a. öffentliche Plätze und Ressourcen (z.B. Wasser, Bildung) und betreffen den Gemeinwohl-Wert „soziale Gerechtigkeit“, nachdem von deren Nutzung niemand ausgeschlossen werden soll.

Ziele

  1. Beitrag zum Gemeinwohl bewerten: Die Gemeinde will mit dem Projekt „Mertzig4all“ ihren Beitrag zum Gemeinwohl veranschaulichen und bewerten. In einem Bericht wird der Beitrag zum Gemeinwohl beschrieben. Er wird veröffentlicht und somit ist für alle Berührungsgruppen nachvollziehbar, wie und was die Gemeinde Mertzig zum Gemeinwohl beiträgt.
  2. Erste Gemeinwohlökonomie-Gemeinde in Luxemburg: Ein Audit der Bewertung erhöht dessen Glaubwürdigkeit und endet in der Zertifizierung als erste Gemeinwohlökonomie-Gemeinde Luxemburgs. Damit ist die Basis für die kontinuierliche Verbesserung und Fortschrittsmessung gelegt.
  3. Zusammenhalt in der Gemeinde stärken: Durch einen partizipativen Bewertungsprozess, zu dem alle Bürger eingeladen werden, wird der Zusammenhalt in der Gemeinde gestärkt.
  4. Ideen für Weiterentwicklung der Gemeinde: es wird der Ist-Zustand bewertet, jedoch werden sicherlich auch Verbesserungsideen aufkommen, die separat gesammelt werden.
  5. Netzwerk und Identität: als Pionier fördert die Gemeinde Mertzig den Aufbau eines Gemeinwohl-Netzwerks in Luxemburg in dem mit Gemeinwohl-Unternehmen kooperiert werden kann. Außerdem stiftet die Gemeinwohlökonomie als eine Art Label Identität, zudem die Gemeinde in Luxemburg eine Führungsrolle übernimmt.

Zielpublikum

Mit dem Projekt werden alle Berührungsgruppen der Gemeinde angesprochen. Daher heißt das Projekt auch „Mertzig4all“. Die Berührungsgruppen werden in 5 Kategorien eingeteilt: 1) Lieferanten, 2) Finanzpartner, 3) Mitarbeiter und politische Mandatsträger, 4) Bürger, Besucher, Aufenthaltsberechtigte und ortsansässige Unternehmen, 5) Nachbargemeinden, Region, Natur und künftige Generationen.

Maßnahmenbeschreibung / Projektinhalt

Grundsätzlich wird mit dem Projekt bewertet wie die Gemeinwohl-Werte Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und demokratische Mitbestimmung und Transparenz in der Gemeinde gegenüber den Berührungsgruppen gelebt werden.

Ablauf:

  • Vorbereitungen am Gemeindeamt: Definition des Betrachtungsgegenstandes, genaue Stakeholder-Analyse, Planung des Auftakts.
  • Öffentliche Informationsveranstaltung als Auftakt mit Einladung an alle Bürger zur Mitwirkung. Präsentation: Was ist Gemeinwohl? Wie kann man es bewerten? Was haben wir davon? Wie kann man sich einbringen? Beispiele von anderen Gemeinden.
  • On-line Befragung der Bürger
  • Exkursion zu Gemeinwohl-Gemeinden in Bayern und Österreich
  • Formen von Arbeitsgruppen zu den 5 Kategorien an Berührungsgruppen.
  • Vorbereitungsworkshop in jeder Arbeitsgruppe: was bedeuten die Gemeinwohl-Werte, was können wir messen.
  • Arbeit pro Gruppenmitglied: Daten und Beispiele sammeln, Bewertung überlegen.
  • Treffen der Arbeitsgruppen im grossen Kreis zur Besprechung der Zwischenergebnisse der Arbeiten
  • Bewertungsworkshop: Präsentieren von Daten und Beispielen in der Gruppe. Diskussion und Selbst-bewertung auf einer vorgegebenen Skala von Entwicklungsstufen.
  • Abschluss der Arbeitsgruppen mit einem großen Austauschtreffen für letzte Anpassungen.
  • Erstellung eines ansprechend gestalteten und leicht lesbaren Bericht durch die Gemeinde (Umfang: ca. 50 Seiten).
  • Audit durch einen externen Auditor aus Österreich oder Deutschland.
  • Öffentliche Informationsveranstaltung als Abschluss inkl. feierlicher Überreichung des Zertifikats.

Partner

Umweltkommission der Gemeinde Mertzig.

Klimapakt-Berater der Gemeinde Mertzig: Rainer Telaar von der energieagence s.a.

Projektbegleitung: Gregor Waltersdorfer ist angehender Gemeinwohlökonomie-Berater für den Raum Luxemburg.

Mögliche weitere Partner

Die weiteren Kommissionen der Gemeinde (für Integration, für Senioren, für Events, für den Empfang) und der Jugendgemeinderat.

Vernetzung

Gregor Waltersdorfer ist Mitglied der Regionalgruppe Gemeinwohlökonomie Luxemburg, welche wiederum
 Teil des internationalen Netzwerks Gemeinwohlökonomie ist (https://www.ecogood.org/de/community/regionalgruppen-und-vereine/europa/).

Innovation

Aus Sicht der Gemeinwohlökonomie ist die Gemeinde Mertzig Pionier in Luxemburg und begibt sich somit auf eine Expeditionsreise in ein unerforschtes Gebiet (Luxemburger Kontext). Außerdem wurde noch keine Gemeinde durch einen Bürgerbeteiligungsprozess bewertet.

Aus Sicht des Klimapakts ist das Vorhaben ein Leuchtturmprojekt mit Vorbildwirkung.

Abschlussbericht - Projekt AW.19.2.23
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Periode
LEADER 2014-2020
Projektstatus
Abgeschlossen
Projektträger
Gemeinde Mertzig
Dauer
Mai 2019 bis Oktober 2020
Gesamtkosten
18.000 €
Finanzierung
EU/Staat: 71%
Gemeinden: 29%
Kategorie
Chancengleichheit
Soziales
Abschlussbericht
Kontakt
Commune de Mertzig
22, rue principale
L-9168
Mertzig


83 82 44 200