Entstehung von 4 Inklusiven Tourismusangeboten im Redinger Kanton.
Die neu gegründete Testgruppe von Op der Schock aus Redingen besteht aus Mitarbeiter(n)/Innen mit intellektueller Beeinträchtigung. Mit ihrer Hilfe werden touristische, regionale Angebote für Besucher getestet und entwickelt – ein spannendes und emotionales Projekt, welches eine große Lücke im „Tourismus für Alle“ füllt…
„Wéini fuere mir?“ Die wachsende Vorfreude ist in der Testgruppe zu spüren! Punkt 9 verlässt dann der Mini-bus das Gelände vom Atelier protégé Op der Schock in Redingen... auf nach Rindschleiden! In der malerischen Thillenvogtei soll die Gruppe heute im Rahmen des Mikroprojekts „Inklusiver Tourismus“ (gefördert im Rahmen des LEADER-Projekts „Sozialwierkstat - Schirmprojet“), eine geführte Besichtigung testen.
Und darauf hat man sich bei der Schock gut vorbereitet. Folgende Themen - vorab besprochen und auf einem Fragebogen festgehalten - wollen die 6 Teilnehmer und zwei erfahrene Begleiterinnen aus den beiden Servicebereichen „Freizeit“ und „Tourismus“ bei der Tour heute genauer unter die Lupe nehmen:
- Hat der Guide verständlich erklärt?
- War das Thema der Tour interessant?
- War die Tour anstrengend zu gehen?
- Konnte man etwas Praktisches ausprobieren?
Auch die Länge der Tour, die Beschilderung und Zugänglichkeit vor Ort aber auch die Toiletten wurden bei dieser Testtour beachtet.
Eigentlich doch alles Fragen und Themen, die bei allen Touristen wichtige Punkte für ein interessantes, ent-spanntes und unvergessliches Reiseerlebnis sorgen sollten. Was aber nun wird von einem Guide bei geführten Touren für Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung besonders gefordert?
Menschen mit dieser Beeinträchtigung haben zum Beispiel Schwierigkeiten, sich in vergangene Zeiten hinein-zudenken („Im Mittelalter wurde...“, „vor 300 Jahren hat man...“).
Mit Hilfe verschiedener Möglichkeiten der sogenannten Leichten Sprache können Guides diesen Besuchern eine Vorstellung, eine Ahnung davon vermitteln, wie Menschen früher gelebt haben.
Elisabeth Ney von der Thillenvogtei nutzt dafür die Methodik der Schauspielerei und der Kostümierung. Mit vielen anschaulichen Geschichten führt sie dann als temperamentvolle Vogtei-Besitzerin durch das herrliche Museum und gibt ihnen ein Gefühl davon, wie man vor 150 Jahren als Großfamilie auf solch einem Hof gelebt, gearbeitet, gegessen und gefeiert hat. Die reich- haltige Sammlung historischer Gegenstände trägt natürlich auch einen großen Teil dazu bei. Bei schummrigem Kerzenschein sitzt die Testgruppe mit Elisabeth in der Kü-che, lauscht ihren Geschichten, ihrem Lachen, dem Knistern des Feuers im Herd und ihren Liedern aus früheren Zeiten... .
Neben der Thillenvogtei war die Testgruppe von Op der Schock noch im Obermartelinger Schiefermuseum, in der Useldinger Burg und in der Beckericher Mühle unterwegs. Auch hier haben die Guides mit unterschiedlichen Methoden gearbeitet, um alte Geschichte so verständlich als möglich darzustellen:
Im Schiefermuseum geben die riesigen Fotografien, das eigene Arbeiten am Schieferstein und auch die spannende Tour Unter Tage eine gute Vorstellung von der harten Arbeit der Bergleute wieder. Spannende und lustige Geschichten von Agnes und Nico Hoogenhout runden die Tour perfekt ab!
Romain Kleer von den Useldinger Kultur- a Buergfrënn bedient sich einer Begleitperson, der Handpuppe Ritter Robby, sowie mittelalterlichen Spielen, die er aus seinem magischen Rucksack befördert und damit den gewandeten Rittern und Burgfräuleins das Leben der unterschiedlichen Stände auf einer mittelalterlichen Burg näherbringt.
Und in der Beckericher Mühle hat die Testgruppe bei der Tour mit Chahra Djennas (mit freundlicher Unter-stützung der legendären Millepätteren) vor allem im liebevoll eingerichteten Millemusée die Möglichkeit, sich etwas unter dem Alltag einer Müllerfamilie bzw. dem Leben auf dem Lande vorzustellen und verschiedenstes Handwerk und alte Technik kennenzulernen.
Die 4 Touren wurden dann folgendermaßen mit den Teil-nehmern der Testgruppe ausgewertet:
- Gesprächsrunde: was war für Dich das Schönste, das weniger Schöne an der Tour heute?
- mündliche Wiedergabe über den Inhalt der Tour, um wirklich zu erfahren, was verstanden wurde und was eher unklar war
- Ausfüllen des Fragebogens (siehe oben)
- Möglichkeit, seine Erinnerungen, die Best-Offs, Empfindung-en, emotionale Erlebnisse darzustellen: ein Bild malen, eine Kollage mit Fotos des Sites machen; auch Pläne der Burganlage und kleine Geschichten wurden von den Touren und Erlebnissen geschrieben.
Die Guides bekamen von Op der Schock anschließend um-fangreiches Feedback zu ihren Touren; zum Inhalt, zum Verständnis, zum Erzählen in der Leichten Sprache, zum Ablauf der Tour aber auch zur Zugänglichkeit der Orte. Außerdem wurde für jeden Anbieter ein Text in Leichter Sprache verfasst, welcher ihnen als Werbemittel dient.
Die 4 touristischen Sites können durch dieses Projekt nun professionelle Touren für Besucher mit intellektueller Beeinträchtigung in ihr festes Angebotsprogramm mit aufnehmen, die Expertengruppe von Op der Schock hat weitere wichtige Erfahrungen in diesem Bereich sammeln und ihr Wissen vertiefen können und bietet ihren Ser-vice nun ganzjährig in der Region bzw. im Land an, um touristische Attraktionen zu testen, zu beraten und zu verfeinern.
OP DER SCHOCK asbl et sc
34a, Route de Reichlange
L-8508 Redange
Telefon: 26 62 93-1
Fax: 26 62 93-40
info@ods.lu
www.opderschock.lu